HyPA | SEG Jahrestagung 2025 - Nachbericht

29.10.2025

Am 22. Oktober 2025 fand die gemeinsame Jahreskonferenz 2025 der Hydrogen Partnership Austria (HyPA) und der Servicestelle Erneuerbare Gase (SEG) im Palais Auersperg in Wien statt.

Expert:innen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung - darunter auch Herr Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer - diskutierten über Strategien und Projekte zum Aufbau der Wasserstoff- und Biomethanwirtschaft in Österreich.

 
 

HyPA | SEG – Jahrestagung 2025


Wasserstoff und Erneuerbare Gase für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Österreich

Mittwoch, 22. Oktober 2025 | 10:00 – 16:30 Uhr | Ausklang im Anschluss
Palais Auersperg, Wien


Bei der Jahrestagung der Hydrogen Partnership Austria (HyPA) und der Servicestelle Erneuerbare Gase (SEG) kamen mehr als 250 Fachleute aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft im Palais Auersperg in Wien zusammen. Im Zentrum standen strategische und praktische Fragen zum Aufbau einer österreichischen Wasserstoff- und Biomethanwirtschaft – von rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen über Finanzierungsmodelle und Zertifizierung bis zu industriellen Anwendungen.

Begrüßung und einleitende Perspektiven

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Wolfgang Anzengruber (Vorsitzender des HyPA-Beirats), Sektionschef Benedikt Ennser (BMWET) und Sektionschefin Henriette Spyra (BMIMI). Ennser präsentierte in seinem Vortrag zentrale Maßnahmen der Bundesregierung zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie und betonte die Rolle von strategischer Infrastrukturplanung, langfristigen regulatorischen Rahmenbedingungen und der europäischen Integration. Spyra hob in ihrer Rede hervor, dass Österreichs Innovationskraft im Bereich der Wasserstofftechnologien international sichtbar sei, der Übergang von Demonstration zur großtechnischen Umsetzung jedoch weiterhin anspruchsvoll bleibe. Der Erfolg hänge maßgeblich vom Zusammenspiel von Forschung, Industrie und Politik ab, von einer Kombination aus verlässlichen Rahmenbedingungen, gezielter Innovationsförderung und einem offenen, lernenden Ökosystem.

Präsentation und Statement:
HyPA SEG Jahrestagung 2025 Ennser BMWET
HyPA SEG Jahrestagung 2025 Spyra BMIMI


Vorstellung der Initiativen HyPA und SEG

Lorenz Strimitzer (SEG) und Andreas Indinger (HyPA) gaben einen Überblick über die laufenden Aktivitäten beider Plattformen.
SEG fokussiert auf Beratung, Vernetzung, Zertifizierungsfragen und Informationsangebote rund um erneuerbare Gase. 
HyPA verknüpft Industrie, Forschung und Verwaltung und begleitet die Umsetzung der österreichischen Wasserstoffstrategie
Beide Initiativen sind bei der Österreichischen Energieagentur angesiedelt.


Präsentationen:
HyPA SEG Jahrestagung 2025 Strimitzer SEG
HyPA SEG Jahrestagung 2025 Indinger HyPA


EU-Perspektive

Lukas Wernert (Generaldirektion Energie, Europäische Kommission) stellte zentrale europäische Wasserstoffinitiativen vor, darunter die Europäische WasserstoffbankIPCEI-Projekte sowie aktuelle Regulierungen zur Definition nachhaltiger Wasserstoffkriterien. Er betonte die Bedeutung transparenter Rahmenbedingungen, harmonisierter Zertifizierungssysteme und gezielter Fördermechanismen für einen funktionierenden europäischen Wasserstoffmarkt.


Breakout-Sessions: Fachliche Vertiefung

Biomethan – Zertifizierung und Handelbarkeit
Die Session beleuchtete RahmenbedingungenMarktbarrieren und Perspektiven für die Zertifizierung und den Handel mit Biomethan in Österreich und EuropaBernhard Wlcek (SEG) skizzierte die derzeitigen regulatorischen Herausforderungen im österreichischen Biomethanmarkt. Christian Schürholz (Agriportance) präsentierte Abläufe und Anforderungen der Zertifizierung in der Praxis. Deniz Becker (AMS Green Markets) gab Einblicke in den europäischen HandelFörderlogiken und Preistrends. Trotz bestehender Hürden wurde in der Diskussion deutlich, dass Österreich mit Know-how und regionalen Wertschöpfungspotenzialen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Marktintegration hat.

Präsentation:
HyPA SEG Jahrestagung 2025 Breakout-Session Biomethan

Vom Labor in den Markt – Erfolgsrezepte für den Wasserstoffhochlauf
Peter Eisenköck (Andritz), Linda Kirchberger (Wien Energie), Urban Peyker (Klima- und Energiefonds) und Richard Schauperl (AVL) diskutierten, wie Kooperation und Partnernetzwerke Innovationszyklen verkürzen können. Besonders betont wurde die Rolle regulatorischer Vorgaben wie der RED III als Investitionsimpulse. Gleichzeitig brauche es mutige Projektentwicklungunternehmerisches Commitment und flexible Förderarchitekturen, um aus Pilotprojekten marktreife Lösungen zu machen. Die notwendigen Technologien seien bereits vorhanden, nun gehe es darum, sie in die Anwendung zu bringen. Wichtig sei dabei, dass Energiesicherheit, Klima- und Industriepolitik gemeinsam gedacht werden.
 
Finanzierung von großen Wasserstoffproduktionsprojekten
In dieser vom Beratungsunternehmen Fingreen konzeptionierten Session beleuchteten Beiträge von Matthias Greiml (Energie Steiermark Wasserstoff GmbH), Manuel Beschliesser (LAT Nitrogen), Franz Winkler (HyCentA) und Matthias Pastl (voestalpine) die praktischen Erfahrungen rund um aktuelle – erfolgreiche sowie gescheiterte – Großprojekte. Die Diskussion zeigte, dass für die Finanzierung von Wasserstofferzeugungsprojekten vor allem planbare Kosten, langfristige Abnahmeverträge, stabile Förderarchitekturen und verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen von großer Bedeutung sind. Nur so kann privates Kapital nachhaltig mobilisiert und der Aufbau einer wirtschaftlich tragfähigen Wasserstoffwirtschaft gesichert werden.
 
Entwicklung von Hydrogen-Clustern und deren Einbettung in ein zukünftiges Energiesystem
Die Breakout-Session mit Wolfgang Urbantschitsch (E-Control), Michael Haselauer (Netz Oberösterreich), Siegfried Kiss (RAG Austria) und Karoline Narodoslawsky (BMWET) fokussierte auf den Aufbau regionaler Cluster als Ausgangspunkt für eine nationale Wasserstoff-Infrastruktur. Im Zentrum standen der notwendige Dreiklang aus Elektrolyse, Transport und Abnehmern sowie die Bedeutung von First-Movern und lokaler Projektentwicklung. Thematisiert wurden auch die Anforderungen an Speicherlösungen sowie die Notwendigkeit klarer regulatorischer Rahmenbedingungen, technischer Standards und flexibler Strukturen, um Fehlanreize zu vermeiden und Investitionen zu ermöglichen.

Gespräch mit Bundesminister Hattmannsdorfer

Am Nachmittag diskutierte Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer (BMWET) gemeinsam mit Wolfgang Anzengruber über die nächsten Schritte für den Wasserstoffhochlauf. In einer begleitenden Pressekonferenz präsentierte Hattmannsdorfer die vier Wasserstoffprojekte, die aus Mitteln des Wasserstoffförderungsgesetzes (WFöG) mit insgesamt 275 Mio. Euro unterstützt werden. Diese decken zentrale Bereiche der Wasserstoffwirtschaft ab – von Elektrolyse und regionaler Infrastruktur über industrielle Nutzung bis zur Erzeugung wasserstoffbasierter Folgeprodukte.
 
Hattmannsdorfer: „Während die EU insgesamt rund eine Milliarde Euro für Wasserstoffprojekte in fünf Ländern mobilisiert hat, investiert Österreich allein rund 275 Millionen Euro. Das zeigt: Wasserstoff ist für uns kein Zukunftstraum, sondern ein industrielles Zukunftsfeld. Wir setzen ihn gezielt dort ein, wo er den größten Hebel hat – in energieintensiven Prozessen, als klimaneutraler Rohstoff und als Energiespeicher der Zukunft. Damit schaffen wir Innovation, sichern Arbeitsplätze und positionieren Österreich als verlässlichen Partner im europäischen Wasserstoffsystem.“


Panels: Internationale Kooperationen und industrielle Anwendungen

Hydrogen Imports & SoutH2 Corridor
Das Panel „Hydrogen Imports & SoutH2 Corridor“ beleuchtete regulatorische und technische Aspekte des geplanten Wasserstofftransportkorridors von Nordafrika über Italien nach MitteleuropaPetra Schwager (UNIDO), Piero Ercoli (SNAM), Andreas Drescher (RHI Magnesita), Bernhard Kluttig (BMWE, Deutschland) und Markus Exenberger (H2Global) diskutierten mit Judith Neyer (BMWET) die Rolle des European Hydrogen Backbone, Herausforderungen bei Finanzierung und Projektkoordination sowie internationale Governance-Fragen. Am Folgetag fand zudem das sechste trilaterale Arbeitstreffen der Arbeitsgruppe Österreich–Deutschland–Italien zum Südkorridor in Wien statt.
 
Biomethan in Österreich – Herausforderungen und Chancen
Christina Fürnkranz (FGW), Peter Seidinger (OMV), Hubert Seiringer (Kompost- und Biogas Verband) und Bernhard Karnthaler (EVN Biogas) diskutierten über Ausbaupotenzialegesellschaftliche Akzeptanz und bestehende Marktbarrieren von Biomethan in Österreich. Die Panelist:innen betonten, dass Österreich über die nötigen Kenntnisse sowie motivierten Marktakteure verfüge, aber verlässliche rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie unterstützende Begleitmaßnahmen erforderlich seien, um das Potenzial von Biomethan als wichtigen Baustein für ein resilientes Energiesystem heben zu können.
 
Scaling up! Industrieprojekte als Motor für die H₂-Zukunft
In dieser abschließenden Session präsentierten Gudrun Kollmitzer (OMV) und Matthias Pastl (voestalpine) Erfahrungen aus laufenden Industrievorhaben (140 MW Elektrolyseur der OMV sowie Hy4Smelt-Projekt der voestalpine) und diskutierten diese mit Brigitte Bach (AIT), Alexander Trattner (HyCentA) und Moderatorin Elvira Lutter (WIVA P&G). Deutlich wurde: Österreich verfügt über die gesamte industrielle Wasserstoff-Wertschöpfungskette – von Komponenten bis zu kompletten Anlagen. Bestehende industrielle Strukturen – z. B. aus der Automobilindustrie – können in vielen Fällen ohne aufwendige Adaption genutzt werden, um künftig Wasserstofftechnologien in Österreich zu produzieren. Die Teilnehmer:innen betonten die Bedeutung planbarer, aber lernfähiger regulatorischer Rahmenbedingungen. Erfolgsfaktoren wie Kooperationsnetzwerke, stabile Fördermechanismen und der gezielte Aufbau gemeinsamer Forschungskapazitäten wurden als zentrale Hebel identifiziert, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.


Fazit

Die Jahrestagung von HyPA und SEG hat gezeigt, wie viel Dynamik derzeit im Aufbau der österreichischen Wasserstoff- und Biomethanwirtschaft steckt – und wie komplex dieser ist. Von regulatorischen Grundlagen über Pilotprojekte bis hin zu industriepolitischen Leitentscheidungen wurde deutlich: Der Hochlauf erneuerbarer Gase erfordert nicht nur Technologien und Investitionen, sondern vor allem auch Kooperation und verlässliche Rahmenbedingungen.
 
In Panels und Breakout-Sessions wurde sichtbar, dass sich zentrale Themen herauskristallisieren – darunter Fragen der Finanzierung, der Zertifizierung sowie der regulatorischen Umsetzung, der Netz- und Speicherinfrastruktur sowie der internationalen Zusammenarbeit. Erfolgreiche Beispiele und gescheiterte Vorhaben wurden gleichermaßen offen diskutiert. Das Verständnis, dass die Transformation nur gemeinsam gelingen kann – über Ressort-, Branchen- und Ländergrenzen hinweg – zog sich als roter Faden durch die Veranstaltung.
 
HyPA und SEG werden diesen Weg weiter begleiten: als Plattformen, die fachliche Orientierung bieten, Austausch ermöglichen und dabei helfen, aus Innovationskraft marktfähige Anwendungen und wirtschaftliche Erfolge im Bereich des Wasserstoffs und der erneuerbaren Gase zu machen.


Bildergaleriealle Fotos: © www.photo-simonis.com