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Nachbericht zur Jahreskonferenz Erneuerbare Gase 2023
Am 21. November versammelten sich über 160 Expert:innen und Entscheidungsträger:innen in Salzburg zur ersten Jahreskonferenz Erneuerbare Gase, organisiert von der Servicestelle Erneuerbare Gase. Die Konferenz diente als Plattform für den Austausch über Zukunftsperspektiven und innovative Ansätze im Bereich der erneuerbaren Gase in Österreich. Nachfolgend finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Inhalte der Konferenz sowie alle Präsentationen der Vortragenden.
Politische und regulatorische Rahmenbedingungen
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hob die Wichtigkeit stabiler Rahmenbedingungen und Planbarkeit für den Ausbau heimischer Produktionsanlagen hervor. Erneuerbare Gase spielen eine Schlüsselrolle für Österreichs Selbstversorgung und Klimaziele.
Ihre Botschaft war klar: Erneuerbare Gase sind ein Schlüsselelement für die Selbstversorgung Österreichs, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Erreichung der Klimaziele.
Jürgen Schneider, Leiter der Sektion VI im BMK, berichtete über die aktuellen politischen Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Gase. Er betonte die Bedeutung des Erneuerbare Gase Gesetzes und des Wasserstofffördergesetzes, die sich beide aktuell in der politischen Koordination befinden. Schneider hob hervor, dass Österreich einen zweistelligen Milliardenbetrag für Gasimporte ausgegeben hat, um die Notwendigkeit zu unterstreichen, die Abhängigkeit von diesen Importen zu reduzieren. Er verriet auch, dass die EAG-Verordnung zu Wasserstoffförderungen aus Sicht des BMK fertiggestellt ist.
Judith Neyer, Leiterin der Abteilung VI/2 für Strategische Energiepolitik im BMK, gab einen Überblick über den aktuellen Stand zum integrierten Netzinfrastrukturplan. Sie erläuterte, wie die Gasinfrastruktur in Österreich sich an die Anforderungen einer klimaneutralen Zukunft anpassen muss.
Herausforderungen und Trends der Gaswirtschaft
Dr. Ilkka Hannula von der Internationalen Energieagentur (IEA) gab in seiner Keynote Einblicke in globale und europäische Trends im Bereich der erneuerbaren Gase. Er betonte die Notwendigkeit einer beispiellosen Transformation des Energiesystems und die zentrale Rolle emissionsarmer Brennstoffe, um das Ziel der Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Biogase sind laut Hannula die „Low Hanging Fruits“ der Bioenergie und werden signifikant ansteigen im Netto-Null-Emissionsszenario der IEA.
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Die Studie von „frontier economics“ und der TU Wien zur Zukunft der österreichischen Gasinfrastruktur skizziert vier Szenarien: Von einer starken Elektrifizierung mit geringem Gasbedarf bis hin zu einem Fokus auf grüne Gase und dezentrale Gasproduktion. Sie prognostiziert bis 2030 eine stabile Methannetzgröße. Für das Wasserstoffnetz wird ein regionaler Ausbau ab 2030 erwartet, wobei die Umwidmung von Methan- zu Wasserstoffleitungen als begrenzt, aber ausbaufähig angesehen wird. Die Studie empfiehlt eine rasche Umsetzung europäischer Vorschriften für erneuerbare Gase und eine integrierte Netzinfrastrukturplanung, um die Gasinfrastruktur nachhaltig zu gestalten.
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Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, sprach über die Herausforderungen der Gaswirtschaft, insbesondere angesichts der Russlandkrise und des sinkenden Gasverbrauchs. Er betonte die Notwendigkeit gesetzlicher Vorgaben für den Ausbau und die Nutzung von erneuerbarem Gas. Er verglich die österreichische Branche mit einem Marathon. Allerdings warten alle „Läufer:innen“, also die Branchenakteur:innen, seit Jahren vergeblich auf den regulatorischen Startschuss.
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Bei der Podiumsdiskussion der Jahreskonferenz Erneuerbare Gase 2023, moderiert von Lorenz Strimitzer, beleuchteten die Expert:innen Ilkka Hannula, Franz Angerer und Judith Neyer zentrale Themen der Gaswirtschaft. Hannula betonte die wachsende Rolle erneuerbarer Energien und die Herausforderungen des europäischen Gasmarktes, insbesondere im Hinblick auf LNG-Importe und die Notwendigkeit, die Kluft zwischen den Kosten für Erdgas und Biogas zu verringern. Franz Angerer diskutierte verschiedene politische Instrumente zur Förderung erneuerbarer Gase, während Judith Neyer die Bedeutung der EU-Regelungen und die Herausforderungen bei der Umsetzung von RED III hervorhob. Diskutiert wurde auch über die Priorisierung von Biomethan und Wasserstoff, die Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoffanwendungen und die Rolle von Ammoniak im maritimen Sektor. Abschließend wurden die Herausforderungen und Möglichkeiten der europäischen und österreichischen Gasinfrastruktur, einschließlich der Bedeutung von Importrouten und der Notwendigkeit einer integrierten Netzinfrastrukturplanung, erörtert.
Innovative Projekte aus Österreich
Das inGRID-Projekt zielt darauf ab, eine detaillierte Übersicht über die Einspeisepunkte für erneuerbare Gase im österreichischen Gasnetz zu erstellen. Die digitale Karte, die im Rahmen dieses Projekts entwickelt wurde, klassifiziert Einspeisepunkte nach Effizienzklassen und berücksichtigt dabei sowohl die Verfügbarkeit von Ressourcen als auch die Kapazität des Gasnetzes. Dieses Tool ist besonders nützlich für die Planung und Optimierung der Einspeisung von Biogasen und unterstützt die Identifikation geeigneter Standorte für Biomethananlagen.
Bei diesem Projekt wurde der weltweit erste Betriebsversuch zur Beimischung von Wasserstoff in einem Gaskraftwerk durchgeführt. Wien Energie führte diesen Versuch in einer Gas- und Dampfturbinenanlage durch, um die Machbarkeit und Effizienz der Wasserstoffnutzung in bestehenden Energieinfrastrukturen zu testen. Dieses Pilotprojekt stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung der Integration von grünem Wasserstoff in das herkömmliche Energieversorgungssystem dar.
Die BioG GmbH gab einen umfassenden Einblick in die österreichische Biogasbranche. Der Fokus lag auf den Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Produktion und Nutzung von Biogas als erneuerbare Energiequelle. Es wurde auch die Vielseitigkeit von Biogas hervorgehoben.
Der TÜV Süd präsentierte das komplexe Thema der Zertifizierung von erneuerbaren Gasen. Diese Präsentation beleuchtete die verschiedenen Aspekte und Herausforderungen, die mit der Zertifizierung verbunden sind, und erörterte die Bedeutung von Standards und Richtlinien für die Qualitätssicherung und Markttransparenz im Bereich der erneuerbaren Gase.
In der Gemeinde Gabersdorf hat die Energie Steiermark eine neue Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff in Betrieb genommen. Diese Anlage, die mit Ökostrom betrieben wird, soll jährlich bis zu 300 Tonnen Wasserstoff produzieren. Das Renewable Gas Field ist ein Beispiel für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen zur Erzeugung von Wasserstoff und trägt zur Diversifizierung der Energieversorgung bei.
Fazit
Die Jahreskonferenz Erneuerbare Gase 2023 bot wichtige Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der erneuerbaren Gase. Die Diskussionen und Präsentationen zeigten die vielfältigen Perspektiven und die Bedeutung dieses Sektors für die Energiezukunft Österreichs.
Die Konferenz hat allerdings auch eines klar gezeigt: Ein regulatorischer Rahmen ist die zentrale Voraussetzung, um die enormen Potentiale der erneuerbaren Gase in Österreich heben zu können. Dieser muss so bald wie möglich in Österreich etabliert werden.